11.18 Sonnenfinsternis, Jahrtausendwende und Ausklang der Schulleitertätigkeit

Das Jahr 1999, in dem die Hauptphase der Fertigstellung des Schulprogramms begann, zeichnete sich – im Hinblick auf die Jahrtausendwende – durch Auffrischungen von Nostradamus-Weissagungen, Weltuntergangsszenarien und Katastrophenvoraussagungen aus, ohne dass sich allerdings das Kollegium durch selbst ernannte Auguren in seiner fleißigen Arbeit beeinflussen ließ. Ein Himmelszeichen wollte der Schulleiter indessen nutzen: die totale Sonnenfinsternis am 11. August 1999. Während das Chronogramm des goldenen Geburtsjahres der Bundesrepublik den „dahinfliegenden Jahren“ („Labentibus annis“, Dr. Frings) trotz leichter Wehmut etwas Gutes abgewinnen konnte, wollte der Schulleiter dem Kollegium einen Moment des Innehaltens und der Besinnung gönnen und veranlasste an diesem Tag einen Ausflug in den Kernschatten der Sonnenfinsternis in der Nähe von Karlsruhe. Ein Kollege leistete sich noch kurz vor seiner Pensionierung ein Meisterstück und bereitete mit einem Vortrag und selbst gefertigten Modellen das seltene Naturereignis bei aller Wissenschaftlichkeit auch für Lehrer verständlich vor.

So ging es erwartungsvoll und frohgemut mit dem Zug und dann zu Fuß zu dem vorher erkundeten, „idealen“ Beobachtungsfeld, wo allerdings der wolkenverhangene Himmel die mitgebrachten, dunkel getönten Beobachtungsscheiben nutzlos erscheinen ließ. Nur für Sekunden riss ab und zu der Wolkenschleier auf und gab einen flüchtigen Blick auf die zu- bzw. abnehmende Sonnenbedeckung frei. Unvergesslich und beeindruckend blieb indessen die sich bis zur absoluten Stille entwickelnde völlige Geräuschlosigkeit der Natur und Umgebung während der totalen Sonnenfinsternis. Dann setzte anhaltender Regen ein, der das Kollegium auf dem Wege zum verdienten Imbiss völlig durchnässte, aber angesichts des unvergesslichen „Stillehaltens“ und der Nachlese des Erlebten schnell vergessen war. Die zu Hause gebliebenen Schülerinnen und Schüler hatten bei ihrer Beobachtung dagegen mehr Glück.

 

Nichts sei beständiger als die Veränderung der Bestimmungen für Schule und Unterricht. Diese Erfahrung musste der Schulleiter während seiner ganzen Dienstzeit machen. Die Halbwertzeiten der Verordnungen und Erlasse verkürzten sich beängstigend, zumal eine langfristige Erprobung und Auswertung einschneidender Maßnahmen kurzfristigen politischen Erfolgen im Wege standen. Wie beim sprachlichen „enrichment“ glaubte der Schulleiter ohnehin an eine andere Weichenstellung um das Jahr 2005.

Nach mir die Evaluation“, sagte er beruhigend zu sich und dem Kollegium, weil er aus Altersgründen nicht mehr länger im Dienst bleiben durfte. „Nichts ist, das ewig sei, kein Erz, kein Marmorstein“, zitierte der Chronist des Jahresberichtes 2004 Andreas Gryphius, um „Vergänglichkeit und Wandel“ im Sommer 2003 auch am Wechsel der Schulleitung vor Augen zu führen. „Einen überwältigenden Abschied“, so berichtete der General-Anzeiger nach dem letzten Schultag am 30. Juli 2003, „bereiteten Schüler und Lehrer des Beethoven-Gymnasiums gestern ihrem Direktor Helmut Kötting. Sie holten ihn mit dem Schiff ‚MS Beethoven’ in Oberkassel ab und legten unter dem Jubel wartender Mitschüler in Bonn an. Durch ein langes Spalier Jungen und Mädchen, die den Weg vom Anleger bis zur Schule mit Blumen und Plakaten säumten, schritt Kötting sichtlich bewegt seinem letzten Arbeitstag entgegen“.


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