Diesen Überlegungen kam im Januar 1968 ein Erlass des Kultusministeriums für die Gymnasien entgegen, ein breiteres Unterrichtsangebot aufzustellen. Die Fachkollegen Latein und Deutsch wollten sich auf individuelle Begabungen und Interessen der Oberstufenschüler einstellen: So konnten seit 1968 die Schüler der Oberprima (Stufe 13) in Latein einen von drei getrennten Kursen belegen, entweder mit historischem, philosophischen oder poetischem Schwerpunkt. Einige Lehrer und Schüler arbeiteten für die Primen (Stufe 12/13) ein Wahlprogramm für Deutsch aus: Die Oberstufe teilte sich in 12 Abschnitte zu zwei Monaten mit jeweils fünf parallelen Kursen zur Auswahl, wobei die Schüler immer ein Referat, ein Stundenprotokoll und eine Facharbeit schreiben sollten. Die Noten flossen in den Leistungsnachweis für jeden Abschnitt ein; alle zwölf ergaben die Gesamtnote vor dem Abitur. Da die Unterprima (Stufe 12) 1968/69 es mehrheitlich ablehnte, an der Reform teilzunehmen, startete diese erst mit dem Schuljahr 1969/70, jedoch in deutlich abgeschwächter Form mit Viertel-, anschließend sogar mit Halbjahreskursen.
Schon Ende 1967 vermisste Schröder immer noch das „Zusammenwirken der Fächer Latein und Französisch im romanischen Zweig“ und regte eine Diskussion an, ob dieser nicht wieder durch die alte neusprachliche Variante ersetzt werden sollte. Nach eineinhalb Jahren kam die überwiegende Mehrheit des Kollegiums im Mai 1969 schließlich zur der Überzeugung, den bisherigen romanischen Zweig auslaufen zu lassen. Bei der Sprachenwahl für die zukünftige Obertertia (Klasse 9) im Sommer 1970 gab es eine so eindeutige Mehrheit für die neusprachliche Variante (Englisch und Französisch bis einschließlich schriftlichem Abitur, Latein bis Obersekunda (Stufe 11)), dass das „gewünschte Ziel“ der Lehrer erreicht war. 1976, mit dem Ende der alten Oberstufe, absolvierten die letzten, wenigen Schüler mit Latein und Französisch im Abitur (Englisch Klasse 7 bis 11) ihre Schullaufbahn.
Neben der nicht mehr verfolgten Idee, ein Aufbaugymnasium von der 8. bis zur 13. Klasse für Volksschulabsolventen einzurichten, wurde dagegen seit Sommer 1967 ernsthaft erwogen, einen mathematisch-naturwissenschaftlichen Zweig mit fachgebundener Hochschulreife anzugliedern, so dass schließlich im März 1969 die Lehrerkonferenz bei einer Gegenstimme und zwei Enthaltungen für das Vorhaben votierte. Schröder stufte dies zunächst als „Meinungsumfrage“ herab, doch nach einem am 1. Oktober 1969 einstimmig gefassten Beschluss erging ein Antrag an das Kultusministerium. Am 6. März 1970 verkündete der Bonner General-Anzeiger: „Mathematisch-naturwissenschaftlicher Zweig wird zum 1. August eingeführt“. Obwohl die Genehmigung für eine Erweiterung des Typenangebots am 5. Juli 1970 eintraf, wurde das Vorhaben dilatorisch behandelt, bis es sich mit der Einführung der Reformierten Oberstufe 1972 von selbst erledigte.
Eine weitere Möglichkeit, die Schülerzahlen zu erhöhen, diskutierte das Kollegium (zu dieser Zeit gab es nur eine Kollegin) seit Ende 1967: die Einführung der Koedukation, die in der Öffentlichkeit immer mehr Anhänger gewonnen hatte. Ein Teil der Lehrer glaubte allerdings, eine Tradition von über 300 Jahren nicht einfach aufgeben zu müssen, zumal man negative Rückwirkungen auf die Mädchen-Gymnasien (Clara-Schumann-Schule, Elly-Heuß-Knapp-Schule) befürchtete. Die Realität mangelnder Anmeldungen überzeugte schließlich nach eineinhalb Jahren alle zögernden Kritiker (auch in den Reihen der Eltern), einem entsprechenden Antrag an das Kultusministerium (mit Einstimmigkeit) zuzustimmen. Die Mehrheitsfraktion der CDU im Bonner Stadtrat und die Schulverwaltung taten sich allerdings recht schwer, der neuen Entwicklung nachzukommen. Da die Genehmigung zur Koedukation erst am 5. März 1970 eintraf, konnte sie kaum noch das Anmeldeverfahren beeinflussen, so dass ab 1. August 1970 nur drei Mädchen in die einzige Sexta aufgenommen wurden. (Im Schuljahr 1970/71 unterrichteten 29 hauptamtliche Lehrer und 5 Lehrerinnen, darunter 4 Assessorinnen des Lehramtes). Die Hoffnung des Bonner General-Anzeigers, die Einführung der Koedukation möge „Bonns ältestem Gymnasium zu einem neuen Aufschwung verhelfen“ (6. März 1970), erfüllte sich recht schnell. Besuchten 1972/73 erst 24 Mädchen (gegenüber 81 Jungen) die Sexta, so waren es im nächsten Schuljahr schon mehr als ein Drittel der Eingangsklassen. Der zwischenzeitliche Umbau einer Toilette zur Mädchentoilette beseitigte auch dieses prekäre Problem. Im Schuljahr 1976/77 vertrauten sich schon 248 Mädchen (541 Jungen) dem Beethoven-Gymnasium an.
Der folgenreichste und kontroverseste Vorschlag sollte schließlich die Einführung eines neusprachlichen Zweiges mit Englisch ab Sexta werden, zumal man mit der Neuordnung des 5. und 6. Schuljahres 1968 und der Vereinheitlichung der Lehrpläne ein baldiges Ende des altsprachlichen Gymnasiums fürchtete. Bei weiterhin rückläufigen Schülerzahlen von 550 (1969/70) auf 492 im Schuljahr 1970/71 kam die – anschließend doch verworfene – Idee auf, 1971/72 eine „Auffang-Sexta“ einzurichten, um den Überhang an anderen Schulen „im Rahmen der Amtshilfe“ aufzunehmen.
Die Befürworter einer Englisch-Sexta verwiesen auf die verbesserten Zukunftsaussichten und ausgeglicheneren Koedukationsziffern, da Mädchen erfahrungsgemäß eher mit Englisch anfingen. Auch ließe sich das Problem „falsch eingesetzter Latein – Beginner“ leichter im eigenen Haus lösen. Doch die Altsprachler verhielten sich hinhaltend skeptisch und die Mehrheit des Kollegiums sah den Beginn mit Englisch als erste Fremdsprache nicht als erstrebenswert an, auch als Ende 1971 Schröder in Pension gegangen war.
10.2.1 Schulleiterwechsel und „Neugestaltung der gymnasialen Oberstufe“