Da das Beethoven-Gymnasium in die dritte Versuchsreihe zur Neugestaltung der gymnasialen Oberstufe aufgenommen wurde, traten die ersten 51 Jungen und 5 Mädchen erst mit dem Schuljahr 1974/75 in die Stufe 11 der Sekundarstufe II ein und 1975/76 mit der Qualifikationsphase in die 12/13. Es galt daher von 1972 an, die entscheidenden Weichen zu stellen, um dem Beethoven-Gymnasium den Charakter als Sprachenschule zu bewahren und auch Latein als eine der Anfangssprachen und als eine von allen zu lernende Sprache zu behalten. Kollegium und Schulleitung fühlten sich nicht nur der Tradition verpflichtet, sondern waren sich auch in der Bedeutung des Lateinischen als europäische Grundsprache einig, das durch seine grammatische Klarheit und Gesetzmäßigkeit die eigene Sprachkompetenz fördern konnte.
Ob diese Überzeugung sich aber in den neuen Englischklassen durchsetzen ließe, blieb zunächst ungewiss. Diesen sollten nämlich laut Erlass in der Klasse 7 als zweite Fremdsprache Latein oder Französisch angeboten werden. Das Kollegium votierte mehrheitlich für eine Wahlmöglichkeit, wollte aber auch notfalls kleine Lateingruppen zulassen. Bei der Sprachenwahl im Schuljahr 1975/76 gab es allerdings 2/3 mehr Interessenten für Latein als für Französisch: eine Tendenz, die sich im nächsten Jahr wiederholte.
Um eine zukünftige zu ungünstige Zersplitterung des Angebots zu vermeiden, zumal die Lehrerstellenzahl sich nicht verbesserte, stellte Seidler den Antrag auf Aussetzung dieser Sprachenwahl, den das Kollegium mit 22 Stimmen (bei 12 Gegenstimmen und 7 Enthaltungen) befürwortete: Die beiden Jahrgänge mit Französisch als 2. und Latein als 3. Fremdsprache liefen in Zukunft aus. Ab Schuljahr 1976/77 bekamen alle Englisch-Beginner als zweite Fremdsprache grundsätzlich Latein.
Einige Eltern, die sich für Französisch in Klasse 7 eingesetzt hatten, versuchten noch einmal einen Vorstoß über die Fachkonferenz Französisch. Diese blieb aber bei der Entscheidung für Klasse 9, da sie sich u. a. dadurch starke Französischkurse und vor allem einen Leistungskurs in der Oberstufe erhoffte. Um den Eltern entgegenzukommen, wollten sich Fachkonferenz und Kollegium dafür einsetzen, durch erhöhte Stundenzahl und kleinere Gruppen den Französischunterricht zu intensivieren.
Diese entscheidende Weichenstellung hing eng zusammen mit der Lösung des Problems der dritten Fremdsprache, da mit der Einführung der „Differenzierten Mittelstufe“ ab 1972, zur Vorbereitung auf die Reformierte Oberstufe, die Schule in den Klassen 9/10 auch Ergänzungs- und Aufbaukurse in den bisherigen oder Einführungskurse in neue Fächer anbieten konnte, um den Schülern ihre Interessens- und Begabungsschwerpunkte testen zu lassen und gleichzeitig die Wahl ihrer späteren Fächer in der Oberstufe zu erleichtern. Daher richtete das Beethoven-Gymnasium im Schuljahr 1973/74 erstmalig, neben Griechisch und Französisch, auch je zweistündige Mathematik- und Englischkurse ein, die sich jedoch nach Meinung des Kollegiums nicht bewährt hatten. Sie wurden in der Klasse 10 durch einen wirtschafts- und sozialkundlichen Kurs nur für dieses Schuljahr ersetzt.
Solche Erfahrungen erleichterten die Entscheidung, ob alle Schüler der Klasse 9 zukünftig zur dritten Fremdsprache verpflichtet werden könnten: Seit dem Schuljahr 1974/5 gab es nur noch die Wahl zwischen Griechisch oder Französisch, womit die Schule wieder eindeutig ihren sprachlichen Schwerpunkt festgelegt hatte. Seit dem Schuljahr 1976/77 zeichnete sich – bis heute – das Beethoven-Gymnasium durch eine eindeutige Sprachenfolge in der Unter- und Mittelstufe aus: a) Latein, Englisch, Griechisch oder Französisch; b) Englisch, Latein, Griechisch oder Französisch, so dass es auch nicht mehr zu einer völligen Zersplitterung des Angebots und zur Bildung neuer Klassenverbände kam. In der Oberstufe wurde (neben einem Zentralkurs Hebräisch für alle Bonner Schüler) für die Griechischkurse, aber nur für diese, noch einmal Französisch neu einsetzend (auch als Abiturfach) angeboten, damit alle Schüler bis zum Abitur zwei neuere Sprachen belegen konnten.