Bereits mit der Einführung der Reform ab 1974 und den wieder zunehmenden Anmeldezahlen erwuchs dem einst zweizügigen Beethoven-Gymnasium wieder ein Raumproblem. Um die einzelnen Klassenzimmer ohne Leerzeiten besser auszunutzen, beschloss das Kollegium (in schriftlicher Abstimmung bei einer Gegenstimme und vier Enthaltungen), zum 1. Februar 1974 das Fachraumsystem – zunächst für ein Probehalbjahr – einzuführen: Schüler gingen zum Lehrer! (Die SMV hatte vorher mit 18 : 8 Stimmen für die probeweise Einführung votiert). Man erhoffte sich dadurch auch „eine größere Ruhe im disziplinaren Feld durch eine größere Bewegung der Schüler im motorischen Feld“ (Konferenzprotokoll) und eine Reduzierung der „Zerstörung von Mobiliar“.
Ein Flugblatt der Sympathisantengruppe des „Kommunistischen Oberschüler-Verbands“ (KOV) am Beethoven-Gymnasium forderte allerdings „Weg mit dem Lehrerfachraumsystem!“ In die Unterschriftslisten hätten sich spontan 120 Schüler eingetragen und für die Rücknahme plädiert. Der faktische Wegfall der Fünf-Minutenpausen würde „einen weiteren Schritt zur Auflösung der Klassengemeinschaften“ und damit zur Schwächung „der Solidarität der Schüler“ führen. Eine weitere „Vereinzelung“ und „Spaltung“ der Schüler untereinander sei absehbar.
Nach über zwei Monaten Erfahrungen unternahm die SMV eine Fragebogenaktion zum Lehrerfachraumsystem: Von ca. 500 verteilten dreiseitigen Fragebögen kamen 347 ausgefüllt zurück. 2/3 der Antworten drückte Skepsis oder Ablehnung aus, allerdings verneinten 40 % die Befürchtung, die Schule sei „unpersönlicher“ geworden. Die Hälfte der Schüler monierte, dass die Klassenräume „ungemütlicher“ geworden seien, weil sie nicht mehr von den Schülern „gestaltet“ werden könnten. 58 % empfanden das ständige Herumtragen der Garderobe als „störend“; Garderobenschränke im Fahrradkeller würden „die Lage nicht“ oder kaum verbessern. Am meisten mussten sich die Unterstufenklassen umstellen, die nicht so recht mit dem Problem der schweren Schultaschen und ihrer Garderobe fertig und angeblich auf den Gängen von den „Großen“ an die Wand gedrückt wurden. Besonders vermissten sie die gewohnte individuelle Raumatmosphäre. Die größte Befürchtung der KOV-Gruppe, die „Entsolidarisierung“ und „Vereinzelung“ der Schüler, konnte nicht bestätigt werden: 68 % fanden trotz Lehrerfachraumsystem noch genügend Möglichkeiten, „sich mit ihren Klassenkameraden zu unterhalten“.
In der Folgezeit bemühte sich das Kollegium um eine bessere Ausstattung der Räume (Tageslichtprojektoren, Wandleisten für Bilder und Plakate, usw.), so dass die Schülerinnen und Schüler zunehmend die Vielfältigkeit der Unterrichtstätigkeiten der jeweiligen Lehrperson mit ihren Klassen kennen lernten. Die Zerstörungen bzw. Beschädigungen des Mobiliars während der Pausen hörten auf, da die Klassen abgeschlossen waren oder die Lehrer sich in ihnen aufhielten. Die Migration auf den Gängen verlief ohne Zwischenfälle, der Wandschmuck blieb unbeschädigt und die sozialen Kontakte „unterwegs“ nahmen zu, wenn auch auf pünktlichen Unterrichtsbeginn geachtet werden musste. Nach einem halben Jahr widersprach nur eine Klassenpflegschaft dem Fachraumprinzip, so schnell war es – bis heute – als vorteilhaft akzeptiert. Allerdings hatten die Stundenplaner bei längeren Klassenarbeiten und Klausuren oder Vertretungen umfangreichere Verlegungen in andere Räume vorzunehmen. Die Stadt wollte schließlich im nächsten Schuljahr für die Unterstufenschüler Garderobenschränke mit einem abschließbaren Fach aufstellen.