11.12 „Tanz“ und Bewegung

Der Musik fühlte sich auch eine junge Sportlehrerin verpflichtet, die erstmalig im November 1984 mit einer damals noch als „Ballettabend“ charakterisierten Aufführung unter dem Motto „Tanzende Füße“ das Aulapublikum überraschte. Mit der Überzeugung, dass Tanz immer Spaß macht, begeistern seither – bis heute – alle zwei Jahre ca. 200 bis 300 „Füße“ aller Klassenstufen mit ihren Darbietungen aus einer Mischung aus Sport, Musik, Ausdruckstanz, Ballett, Gymnastik und Pantomime, unterstützt mit Mitteln des Schwarzlichttheaters. Am Anfang agierten noch hauptsächlich die Mädchen aus den Sportklassen der Kollegin sowie den Gymnastik- und Tanzkursen der Oberstufe, dann aus den Tanz- und Jazz-dance-Arbeitsgemeinschaften. Die altersgemäße Unterschiedlichkeit der Ausdrucksformen fügte sich zu einem dramaturgisch und choreographisch geschickt aufgebauten Tanzabend.

In den späten 90er Jahren wagten sich auch ältere Jungen auf die Bühne. Eine weitere Kollegin ergänzte mit ihren Klassen und Gruppen das Repertoire modernster Tanzrhythmen. Eine ganze Unterstufenklasse verband mit ihren witzig-parodistischen Einfällen die „leichtfüßigen“, gleichwohl sehr professionellen Darbietungen. Der mitreißende Cancan der Abschlussstufe führte dem begeisterten Publikum jedes Mal vor Augen, dass die „Tanzenden Füße“ nunmehr der Ruhe bedurften.

 

Auch der „Gymnasial-Turnverein“ (GTV) hatte während dieser Zeit unter Leitung seines Protektors (eines Sport- und Musiklehrers) seinen Schwerpunkt allmählich verlagert und sich immer mehr dem rhythmischen und spielerischen Turnen verschrieben, in dessen Mittelpunkt „nicht die Leistungsorientierung, sondern die Freude an der eigenen Bewegungsgestaltung“ stand. Das jeweilige „Schauturnen“ – meist im Herbst des Schuljahres – löste einen regen Zulauf aus den Unterstufenklassen aus. Mit Witz und Parodie, mit ultravioletten Lichteinlagen und Ballspielen, mit Mut und Können überzeugten die Schülerinnen und Schüler die Zuschauer der Gymnastikhalle durch ihre turnerischen Darbietungen am Boden, auf den Matten, an den Geräten und auf dem Trampolin.

Zum 100. Geburtstag im Juni 1991 bot der GTV ein überwältigendes „Schauturnen“ mit Tanz- und Turnvorführungen. Der Schulleiter selbst wurde in die „Kraftakrobatik“ eingebunden und zur Turnhallendecke emporgehoben, von wo er den staunenden Zuschauern einladend zuwinken konnte. Im Laufe der nächsten Jahre entwarfen und trainierten die Schülerinnen und Schüler auch Darbietungen selbstständig, die sie dann beim „Schauturnen“ den Gästen routiniert vorführten. Wie früher trafen sich jährlich während der Pfingsttage Alte Herren und Damen und Aktive des GTV in dem ehemaligen Heim in Gemünd zu einem geselligen Wiedersehen.

Zum Ende der 90er Jahre zeigte sich allerdings, dass die Aktiven sich immer mehr auf die Unter- und Mittelstufe beschränkten. Das eigentliche Turnen – ebenso wie die Leichtathletik – fanden die Oberstufenschülerinnen und -schüler nicht mehr so interessant; sie suchten ihren Schwerpunkt eher im Mannschaftssport und in der Mitgliedschaft in Vereinen. Sehr beliebt waren Basketball, Volleyball, Fußball, Tennis- und Tischtennis. In all diesen Sportarten schnitten die verschiedenen Mannschaften des Beethoven-Gymnasiums bei den Stadtmeisterschaften und sogar auf Landesebene sehr erfolgreich ab.

 

Der 1895 gegründete „Gymnasial-Ruderverein“ (GRV), am Ende der 80er Jahre mit 20 bis 30 aktiven Mitgliedern ein eher kleiner, sich selbst verwaltender Schulverein mit einem Protektor (einem Sportlehrer aus dem Kollegium) zur Seite, konnte sich dennoch – im Hinblick auf die Gesamtkilometerleistung – als der erfolgsreichste Schülerruderverein Deutschlands behaupten. Auch mehrmalige Siege bei den Landesmeisterschaften unterstrichen seine herausragende Stellung. Bei der Nachwuchswerbung galt es jedes Jahr, genügend Anfänger aus den Klassen 7/8 in seinen Reihen zu halten. Mit dem „Siegtag“ lud er daher im Frühjahr zu einem „Schnupperkurs“ auf der Sieg ein, wo die Anfänger an einer Kurzausbildung im Mannschaftsboot unter der Anleitung erfahrener Steuerleute teilnehmen konnten. Auch das „Ruderlager“ im Sommer (mit Zelt, Ruderausbildung und (un)freiwilligem Kentern im schwierigen „Einer“) am Otto-Maigler-See in Hürth fand immer großen Anklang, so dass zum Winter hin genügend Mädchen und Jungen in den „Werbenetzen“ hängen blieben. Der monatliche zweistündige Pflichteinsatz mit Boots- und Hausdienst und der Jahresbeitrag schreckten keinen ab, denn die abenteuerreichen Wanderfahrten in den Ferien lohnten die wöchentlichen Mühen. Es gab wohl kaum einen größeren Fluss, den der GRV nicht schon befahren hatte: Rhein, Lahn, Main, Neckar, Ems, Donau, Loire, Garonne, Doubs, Dordogne, der Canal du Centre mit den vielen Schleusen…

Da bei dem hohen Grad an Selbstständigkeit und Freiheit des Vereins das „gesellige“ Leben im Clubraum auch schon mal „aus dem Ruder lief“ und der Hausmeister die „Hausordnung“ zu sehr in „Unordnung“ fand, musste Kötting gelegentlich an seinem runden Tisch ausgleichend und schlichtend wirken. Schon das risikoreiche Rudern auf dem Rhein hatte die Mitglieder gelehrt, gegenseitige Verantwortung zu übernehmen, so dass der Schulleiter seine schützende Hand nicht zurückzuziehen brauchte und allen jedes Mal eine „Handbreit Wasser unterm Kiel“ wünschen konnte.

Große Schwierigkeiten bereitete dem Verein naturgemäß seine ständige „Mittellosigkeit“ angesichts der aufwendigen Bootspflege und der Reparaturen, von dem Kauf eines neuen Bootes ganz zu schweigen. So fügte sich glücklicherweise, dass ein Ehemaliger als Bootsbauer großzügig aushalf. Auch hatte sich Anfang der 90er Jahre ein kleiner Verein der Ehemaligen, die schon immer eine Bereicherung bei den Wanderfahrten waren, gebildet, um dem GRV ideell und finanziell unter die Arme zu greifen, – vor allem im Hinblick auf das 100. Stiftungsfest am 10. Juni 1995. Ein Wettrudern mit vier Booten (Ehemalige, Alte Damen Mannschaft, Aktive, Kollegiumsmitglieder), das trotz Handicaps die Aktiven gewannen, leitete unter den anfeuernden Zurufen der zahlreichen Zuschauer das Jubiläum ein. Zu Beginn der Abendveranstaltung tauften die Oberbürgermeisterin den Doppelvierer „100%“, den der Verein mit Hilfe öffentlicher Mittel finanzieren konnte, und ein aus Graz angereister Ehemaliger einen weiteren Doppelvierer „Löwenburg“, den die Ehemaligen dem Verein gestiftet hatten. Das Aulafoyer bildete den Rahmen für die anschließende bis in die Nacht reichende eindrucksvolle und ausgelassene Feier, deren „Reste“ die Mitglieder – mit Rücksicht auf die Sonntagsruhe des Hausmeisters – erst am Montagmorgen beseitigen durften.

Wie viel Schülerinnen und Schüler aus der Oberstufe dem GRV angehörten, hing oft davon ab, ob sie im Rahmen des Oberstufensports Rudern als Schwerpunktsportart wählten, von der Schule mit einem jahrgangsübergreifenden Kurs angeboten. Es konnte vorkommen, dass zwei ganze Jahrgänge (11/12; 12/13) fehlten, so dass der Vorstand dann fast ausschließlich aus jungen Mitgliedern bestand. Doch auch das Problem der geringen Zahl der Steuerleute ließ sich zufrieden stellend lösen, indem viele Schülerinnen und Schüler zusätzliche Lehrgänge absolvierten, um die strengen Regeln der vereinsinternen Steuermannsprüfung zu meistern. Dank der Unterstützung der „Gesellschaft der Freunde und Förderer“, der Ehemaligen und der „Cafeteria“ konnten neue Boote erworben und ältere wassertüchtig gemacht werden. So zählte der GRV mit seinem Bootspark zu den attraktivsten Schülervereinen der Region. Der Zuwachs an Interessenten war so groß, dass zu Beginn des Jahrtausends der Verein sich über 45 Mitglieder freuen konnte, die die Tradition der Stiftungsfeste gerne fortsetzten, mit großem Einsatz aufwendige Anstrich- und Umräumarbeiten in der Bootshalle vornahmen und den Clubraum zu einem „gemütlichen und beliebten Aufenthaltsraum“ gestalteten.

11.13 Sprachaustausch mit anderen Schulen in Nordamerika und Mitteleuropa