11.15 Schulfahrten: Das ausgedehnte Fahrtenprogramm sprengt auf die Dauer den Zeit- und Kostenrahmen        

Seit den 70er Jahren waren die Zielländer bzw. -orte der Studienfahrten mit wechselnder Konstanz geblieben: Frankreich, Jugoslawien, Griechenland, Italien, gelegentlich Schottland, Wales, Prag, Wien, Budapest, Leningrad, Moskau. Doch auf die Dauer begannen die Kosten angesichts der sich mehrenden außerunterrichtlichen Tätigkeiten und der häufigen anderen Fahrten die finanzielle Belastbarkeit vieler Eltern zu sprengen. Nach der Kritik eines Kollegen (die Konstellation der Fahrtenbegleiter bliebe immer gleich) erarbeitete 1990 ein Gremium der Konferenz ein Konzept, das im Wesentlichen die bisherige Praxis – auch in Übereinstimmung mit den Eltern – beibehielt: Die Leistungskurslehrerinnen und -lehrer boten nach Wunsch eine Fahrt an, an die die jeweiligen Kursteilnehmer gebunden waren (freie Wahl, wenn kein Angebot aus dem Kurs vorlag); die Schülerinnen und Schüler wählten je nach Möglichkeit aus. Die Kostenobergrenze von 750,- DM   (Griechenland 1000 DM) erforderte eine genügende Anzahl von Mitfahrern, sonst kam die Fahrt nicht zustande. Vor- und Nachbereitung durch die Kursleiter/innen geschah z. T. im Unterricht, z. T. nachmittags.

 

Ein Erlass vom September 1991 zwang die Schule zu einer Revision: Die Kostenobergrenze sollte 500 DM sein. Nach längeren Beratungen legte die Schulkonferenz im Oktober 1992 den zukünftigen Rahmen für das gesamte Fahrtenprogramm fest: In der Unterstufe eine dreitägige Fahrt; verkürzte Skifahrten in Klasse 7 und 8; eine Fahrt am Ende der Klasse 10 für maximal 350 DM; die Studienfahrten müssten evtl. gekürzt werden, um die Kostenobergrenze nicht zu überschreiten. Für Griechenland wurde als Alternative ein Austausch gefunden, der sich aber nur 1994 realisieren ließ. Nach Gesprächen mit der Dezernentin Alte Sprachen wurde dem Beethoven-Gymnasium allein für die Griechischschülerinnen und –schüler eine Studienfahrt nach Griechenland auch bei höheren Kosten genehmigt. Für diese Fahrt traten Sponsoren aus der Elternschaft ein, und ein möglichst frühes Ansparen wurde festgelegt.

Außerdem beriet häufig die Schulkonferenz über den Wunsch der Schülerinnen und Schüler, die Kostenobergrenze der Inflation anzupassen, was zwar in Maßen geschah, aber doch einigen Eltern recht schwer fiel. Gleichwohl verlangte das Kostenkorsett von den Fahrtenleitern großen Einsatz und Findigkeit, so dass die Ziele – bis auf Polen – nirgends Kontinuität aufwiesen (Malta kam für den Englischkurs billiger als ein Aufenthalt in England).

 

Zwischen der 20. (1990/91) und der 30. Skifahrt der Klassen 7/8 hatte sich gegenüber den ersten Fahrten doch einiges geändert. Geblieben war der Organisationsrahmen: Jeweils zwei Klassen (seit 1977) damals im „Haus Bergengrün“ in Hirschegg im Kleinwalsertal, so dass jedes Jahr ca. 200 Schülerinnen und Schüler den Unterricht engagierter Skilehrer und die von dem Klassenlehrer gestaltete Skifreizeit genießen konnten. Das überschaubare und mit Liften gut erschlossene Skigebiet bot für Anfänger und Fortgeschrittene vom Gelände her viele Möglichkeiten. Da das Haus mitten im Skigebiet lag, konnte man auf Verkehrsmittel verzichten. Vor- und nachmittags wurde gerne der jeweils zweistündige Skiunterricht in Anspruch genommen. In der übrigen Zeit blieb – je nach Laune und Wetter – genügend Gelegenheit für gemeinsame Aktivitäten und abendliches Vergnügen.

Durch die Diskussion um die Umweltproblematik des Skilaufens angeregt, wurde diese vor Ort deutlich gemacht und auf ein umweltbewusstes Verhalten geachtet. Seit den 90er Jahren konnte eine Gruppe im Haus „Württemberg“ einen anderen, doch methodisch sinnvollen Einstieg wählen, das Skifahren über den Langlauf (2 Tage und Kosten dämpfend) zu erlernen und anschließend erst Abfahrt zu üben. Die wesentliche Änderung (neben der Erprobung neuer Häuser) erfuhr das Konzept durch den Zwang zur Reduzierung der Kosten innerhalb des gesamten Fahrtenprogramms: von anfänglich 12 Tagen, dann 10 (nach 20 Jahren), seit der zweiten Hälfte der 90er Jahre nur noch 8 Tage. Doch trotz Fortfalls eines skifreien Tages konnte bis heute ein sinnvolles Lernprogramm für Anfänger und Fortgeschrittene gleichermaßen verwirklicht und den Klassen ein unvergessliches Gemeinschaftserlebnis vermittelt werden.

 

Nachdem der Englandaustausch in allen Klassen 9 sich zu einer veritablen Studienfahrt mit intensiver Vorbereitung entwickelte, stand zu Beginn des Jahrtausends das Fahrtenprogramm wieder auf dem Prüfstand. Unter dem Aspekt, dass Fahrten den Bildungs- und Erziehungsauftrag der Schule unterstützten, plädierten in grundsätzlicher Übereinstimmung Eltern-, Lehrer- und Schülerschaft für ein breites Angebot als sinnvolle und unverzichtbare Ergänzung des Unterrichts. Aber die ständige Kostensteigerung für Fahrt, Unterkunft und Verpflegung führte zu einer langen Diskussion über die Beibehaltung des ausgedehnten Fahrtenprogramms, zumal auch die Verpflichtung der Lehrer, den größten Teil der Unkosten selbst zu tragen, als Zumutung empfunden wurde. Da in den Klassen 7 bis 10 in jedem Jahr eine Fahrt anstand (in den Klassen 5/6 und in den Stufen 11/13 nur jeweils eine Fahrt), fand man hier einen möglichen Ansatz für eine Reduzierung.

Die Skifahrten (Klassen 7/8), die den Sportunterricht des Beethoven-Gymnasiums wegen seiner fehlenden Außenanlagen sehr sinnvoll ergänzten und das Gemeinschaftserlebnis (auch zwischen Klasse und Klassenlehrer) förderten, gehörten seit Jahrzehnten zum Schulprofil und galten als unverzichtbar. Der Englandaustausch war insofern ein seltener Glücksfall, als alle Klassen 9 daran teilnahmen sowie den sprachlichen Schwerpunkt der Schule (vor allem für Lateinbeginner) unterstützten. Außerdem durfte die lange und mühevolle Aufbauarbeit gerade dieses Austausches nicht gefährdet werden, denn eine gleichwertige Alternative war unmöglich zu finden.

Die sogenannte Abschlussfahrt in der Klasse 10, ursprünglich als Studienfahrt konzipiert, hatte mittlerweile einen (sportlichen) Erlebnischarakter angenommen (Segelfahrt, Sportcamp, Großstadt; – Regensburg als seltene Ausnahme). Doch fast alle Schülerinnen und Schüler gingen in die Stufe 11 über, ohne vorher abzugehen. Auch wurden die Klassenverbände der ehemaligen 10 durch das Oberstufensystem des Beethoven-Gymnasiums nicht so sehr auseinander gerissen, so dass von einem „Abschluss“ oder „Abschied“ weniger die Rede sein konnte. In der Lehrer- und auch großenteils in der Elternschaft setzte sich daher die Meinung durch, die Fahrt in der Klasse 10 zur Disposition zu stellen. Dreitägige Einführungsveranstaltungen zu Beginn der sich neu organisierenden Oberstufe (z. B. Seminare für Rhetorik, Präsentation, Lerntechniken, Bewerbung, usw.) hielt man für sinnvoller. Nach langen Diskussionen entschied die Schulkonferenz am 30. Juni 2003, ab dem Schuljahr 2004/2005 die Fahrten in Klasse 10 abzuschaffen. Es blieb den Klassenlehrerinnen und -lehrern überlassen, individuelle Unternehmungen an einem Wochenende durchzuführen. Die letzte Fahrt führte 2004 mit allen vier Klassen des Jahrgangs 10 nach Regensburg.

11.16 Neue Richtlinien in der Sekundarstufe I