11.7.2 1991: „Beethoven zieht immer“: Umzug in den Neubau an der Coblenzer Straße vor 100 Jahren

Das Modell des Königlichen Gymnasiums von 1891 hatte der Schulleiter nicht ohne Hintergedanken im Aulafoyer stehen gelassen, selbst auf die (imaginäre) Gefahr hin, dass neugierige Kinderhände auf Entdeckungsreisen gingen. Weniger als Nachlese, denn als zurückgehaltener Teil des Jubiläumsjahres in „gestreckter“ Chronologie wartete die „Weihe“ des wilhelminischen Neubaus an der Coblenzer Straße am 15. Oktober 1891 auf ihre gebührende, augenfällige Würdigung. Der traditionelle „Tag des Beethoven-Gymnasiums“ Ende September sollte 1991 ganz im Zeichen einer historischen Rückschau stehen, das aus der mehrhundertjährigen Tradition erwachsene Schulleben darstellen und an den Einzug in den „Schulpalast“ im Jahre 1891 erinnern, der leider am 18. Oktober 1944 durch Fliegerbomben zerstört wurde.

Beethoven zieht immer: 1673, 1891, 1991“ stand plakativ auf den vielen bunten Luftballons, die am 28. September 1991 allen Beteiligten ausgegeben wurden und den Besuchern schon den geschichtlichen Rahmen des „Tags der Offenen Tür“ erahnen ließ. Nach dem ökumenischen Gottesdienst (zum bezeichnenden Thema „Ein Traum von Schule“) in der alten Schul- und Jesuitenkirche in der Bonngasse legten Schülerinnen und Schüler, Eltern und Kollegium mit den wegweisenden Luftballons den gleichen Weg – über den Markt und durch das Koblenzer Tor – zum damaligen und jetzigen Schulstandort zurück wie der Festzug vor 100 Jahren.

Nach einer Reihe von lateinischen, griechischen, französischen und englischen kurzen Theaterstücken in der Aula konnten die Besucher trotz großen Gedränges überall im Haus Praxis und Ergebnisse des gegenwärtigen Unterrichts genießen, während das Aulafoyer noch einmal die Schulgeschichte bemühte und der „Turnunterricht vor 100 Jahren“ kaiserliche Zucht, Ordnung und Drill darbot. Hatte doch Nasse, der Oberpräsident der Rheinprovinz, an dieser Stelle damals ausgerufen: „Möge die Jugend hier erzogen werden in der Furcht Gottes, in der Liebe zu König und Vaterland und in der Begeisterung für das Ideale.“ Dafür ging es beim abendlichen Beethoven-Ball, der Krönung des Festtages, viel beschwingter und manchmal auch „gymnastischer“ zu.

 

Anschließend gleich wieder ein größerer Jahresbericht, auch er die Historie würdigend, denn der Anlässe gab es genug: Vor 175 Jahren (1816) krönte ein Ministerialerlass das Gymnasium zu Bonn zum „Königlichen Gymnasium“, vor 100 Jahren (1891) der Umzug in ein wahrhaft königliches Gebäude mit Ausblick auf den Rhein und „Rheinlands Krone, des Siebengebirges Wundergesicht“, vor 40 Jahren (1951) der Einzug der ersten Klassen in die an gleicher Stelle neu errichtete Hofseite des alten Gebäudes.

Wenn „Beethoven immer zieht“ und zog, zog dann auch jeweils der humanistische Geist mit? – das fragten sich vor allem Schülerinnen und Schüler sowie Ehemalige als fleißige Mitarbeiter: „Aufbruch BG“ oder „Alter Wein in neuen Klassenzimmern“; auch der „Tag des Beethoven-Gymnasiums“ gab darauf eine deutliche Antwort. Sicherlich wird das Motto des Jahresberichts, der ermunternde Zuruf Direktor Buschmanns (1891) „Und nun wohlauf, meine lieben Schüler!“, sich der „wohlmeinenden Leitung der Lehrer zu überlassen“, auch heute noch von Lehrer-, Eltern- und Schülerseite unterschiedlich interpretiert. Das Chronogramm des Schuljahres 1991/92 jedenfalls geht auf ironische Distanz: „Weißt Du nicht, mein Sohn, mit wie wenig Weisheit Euch die ganze Welt regiert wird?“ (Dr. Frings nach Oxenstiernas Ausspruch).

NESCIS

FILI

QVANTILLA   SAPIentIA

CVNCTVS     MVNDVS

VOBIS

REGATVR

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