12.2.5 Qualitätsanalyse und Schulinspektion: Das Beethoven-Gymnasium mit guten und sehr guten Zensuren

Die Schulinspektion kommt definitiv“, stimmte am 7. 8. 2006 der Schulleiter verheißungsvoll das Kollegium ein und erläuterte die nach einer Vorlaufphase im Schuljahr 2006/7 beginnende „Qualitätsanalyse“ an den Schulen durch die vorgesetzte Behörde: Die Anmeldung an der Einzelschule erfolge drei Monate vor dem betreffenden Termin, und ca. sechs Wochen vorher stelle sich das aus zwei Personen bestehende Inspektorenteam vor. Vier Wochen vorher sei von der Schule ein „Portfolio“ zu erstellen. Erwartet würden Konzepte zur individuellen Förderung von Schülern und zu Methoden der Unterrichtsgestaltung.

Eine „Inspektion“ dauerte insgesamt drei Tage. Grundlage für die Prüfung bildete ein den Schulen bereitgestelltes „Qualitätstableau“, das in sechs Qualitätsbereiche (1. Lehren und Lernen – Unterricht, 2. Schulkultur, 3. Führung und Schulmanagement, 4. Personalentwicklung, 5. Qualitätsentwicklung, 6. Ergebnisse der Schule) mit 28 „Aspekten“ (z. B. 2. Schulkultur: 2.1 Soziales Klima, 2.2 Lebensraum Schule, 2.3 Ausstattung und Gestaltung des Schulgebäudes und Schulgeländes, 2.4 Schülerbetreuung, 2.5 Außerschulische Kooperation) und insgesamt 150 verschiedenen „Kriterien“ aufgeteilt war (z. B. 2.4 Schülerbetreuung: 2.4.1 Die Schule stimmt im Rahmen des Ganztagsangebotes Unterricht und Betreuung aufeinander ab. 2.4.2 Die Schule kooperiert im Rahmen des Ganztagsangebotes mit externen Einrichtungen) .

Die Inspektoren besuchten bei ihrer Qualitätsanalyse in der Regel für jeweils 20 Minuten Unterricht, den sie nach einer vorgegebenen Bewertungsskala beurteilten, und führten viele Einzelgespräche mit Vertretern der Schule sowie der Schüler- und Elternschaft. Auf der Grundlage der Hospitationen, der Gespräche und der schulischen Unterlagen erstellten sie einen Gesamtbericht, zu dem die Schulleitung ggf. eine Gegendarstellung geben konnte. Am Ende stand dann ein Abschlussbericht, der Angaben zum Handlungsbedarf und konkrete Zielvereinbarungen enthielt. Nach einem festgelegten Zeitraum sollte die Inspektion wiederholt werden.

 

Das seit Beginn des Schuljahres 2006/07 vorliegende „Qualitätstableau“ bot dem Kollegium schon im Vorfeld der Qualitätsanalyse „konkrete Anhaltspunkte für die eigene Schulentwicklung“. Außerdem war daraus zu erschließen, welche Bereiche untersucht würden. Schließlich konnte der Blick geschärft werden für die unterrichtlichen Ziele und die Erziehungsvorstellungen. Der Schulleiter schärfte dem Kollegium ein, „dass mit einer besonderen Beachtung der Formalia durch die Inspektoren“ zu rechnen sei, und bat um „Genauigkeit und Überprüfung“ (z. B. Kontrolle der Klassen- bzw. Kursbücher, Vollständigkeit der Protokolle der Fachkonferenzen und Pflegschaftssitzungen samt der dazu gehörigen Einladungen, usw.).

In den Schuljahren 2006/07 und 2007/08 stellte die Schulleitung in Rücksprache mit dem Kollegium bzw. den Vertretern der einzelnen Fachbereiche das „Portfolio“ und die dazu notwendigen Dokumente zusammen (z. B. Schulprogramm und Arbeitsplan zu dessen Umsetzung, Fortbildungsplan, Themen schulinterner Fortbildungen, Schul- und Hausordnung, Geschäftsverteilungsplan, Stellenbesetzungsplan, Bericht über die Lernstandserhebungen, usw.). Weitere Dokumente wurden für die Inspektoren zur Einsicht vor Ort bereitgelegt (z. B. Dokumente zur internen Evaluation, Konzepte zu Schwerpunkten des Schulprofils, zur individuellen Förderung, zur Streitschlichtung, zum Gender Mainstreaming, Dokumente zum Schüler- und Elternfeedback, usw.)

Auf Grund des „Qualitätstableaus“ und der Auswertung der „SEIS“-Ergebnisse gab sich das Kollegium eine Prioritätenliste zur Schulprogrammentwicklung und bildete verschiedene Arbeitsgruppen (z. B. Verbesserung schulinterner Kommunikation, Intensivierung der Kooperation im Unterricht durch feste Absprachen). Die Ergebnisse der Überlegungen und der praktischen Arbeit vor Ort wurden für die kommende Schulinspektion kontinuierlich und ausführlich dokumentiert sowie in dicken Ordnern im Lehrerzimmer ausgelegt.

 

Zu Beginn des Schuljahres 2008/9 konnte der Schulleiter den nicht von allen Mitgliedern der Schulgemeinschaft herbeigesehnten Zeitplan der Schulinspektion verkünden: Bis 8. Oktober 2008 Abgabe des „Portfolio“; am 24. Oktober Besuch des Dezernenten und zweier Mitarbeiter mit einem Rundgang durch das Schulgebäude und einem Informationsgespräch mit dem Kollegium; vom 1. bis zum 4. Dezember Unterrichtsbesuche durch drei Inspektoren im 20-Minuten-Takt sowie Gespräche mit Schülern, Eltern, Mitgliedern des Kollegiums, mit der Schulleitung und der Schulleiterrunde, mit den Sekretärinnen und dem Hausmeister; am 7. Januar 2009 Empfang eines (vorläufigen) Qualitätsberichtes an die Schule; ggf. eine anschließende Stellungnahme durch die Schulleitung; Ende Januar 2009 endgültiger Bericht der Inspektoren.

Die Unterrichtsbesuche, so der beruhigende Rat des Schulleiters, „sollten so weit wie möglich authentisch sein“. Ideal seien „ein abwechslungsreicher, mehrere Arbeits- und Sozialformen aufgreifender Unterricht sowie die ausreichende Berücksichtigung einer adäquaten Binnendifferenzierung, die jeden Schüler in das Lerngeschehen mit“ einbeziehe.

Hektische Betriebsamkeit begegnete in diesen Herbsttagen einem Besucher des Beethoven-Gymnasiums. Die Fachbereiche beendeten die Dokumentation über alle durchgeführten und geplanten Unterrichtsmaßnahmen, über die Fortbildungen (insbesondere im Bereich der Methodik) und die Teilnahme an Wettbewerben. Außerdem waren die im Zuge der G8-Reform nötige Umgestaltung der Kernlernpläne auf die schuleigenen Curricula vorzubereiten und die besonderen Angebote im sportlichen/musischen/künstlerischen Bereich vorzustellen. Letzte Hand wurde schließlich an dem Jahresterminplan gelegt, an dem Konzept zur Streitschlichtung/Gewaltprävention/Mediation, zur Medienerziehung und zu Projekten, die in der Vergangenheit – vor allem im Hinblick auf die individuelle Förderung – sich bewährt hatten.

 

Eine Qualität besonderer Art bescheinigten schließlich die Inspektoren dem Beethoven-Gymnasium, dass nämlich die aktiven Kolleginnen und Kollegen die „Schülerinnen und Schüler zu tolerantem Verhalten motivieren, sie befähigen, Konflikte auszuhalten und zu regeln, dass Schüler und Lehrer bereit sind, Verantwortung zu übernehmen, und wertschätzend miteinander umgehen“ und, so zitierte nicht ohne Stolz die kommissarische Schulleiterin Renate Giesen im Vorwort des Jahresberichtes 2009 des Beethoven-Gymnasiums, „dass wir über ein ausgeprägtes Gemeinschaftsgefühl verfügen und unser Teamgeist das Gefühl des Zusammenhalts unterstützt“. 18 von 24 Qualitätsaspekten (Ergebnisse der Schule, Lernen und Lehren – Unterricht, Schulkultur, Führung und Schulmanagement, Professionalität der Lehrkraft, Ziel und Strategien der Qualitätsentwicklung) erreichten positive Stufenwerte, 9 davon die Bestnote (insbesondere die Schulkultur). Befragt nach seiner Einschätzung des Beethoven-Gymnasiums, brachte ein Mitglied der Schülervertretung das Qualitätssiegel auf die kurze Formel: „Diese Schule ist eine Insel im Gefilde der Seligen“! Die Inspektoren wünschten für die Zukunft jedoch eine stärkere „fachlich gesicherte Selbstkontrolle“ der Lehrkräfte, um mehr „Möglichkeiten der Schüleraktivierung“ zu nutzen. Bei den schulinternen Curricula pochten sie auf häufigere „fächerverbindende Elemente“.

 

Angesichts der Arbeitsbelastung im Sommer und Herbst 2008 musste das Kollegium sogar auf die Ausrichtung des traditionellen „Kollegenessens“ mit den „Veteranen des Schulalltags“ (nach 2004 erstmalig nur in den Jahren mit ungerader Endziffer wegen des Beethoven-Balls) verzichten. Die Pensionäre konnten dies sehr gut nachvollziehen und trafen sich in eigener Regie – unbeschadet aller Evaluation – unter hausgemachten Qualitätsbedingungen. Angesichts ihres fortgeschrittenen Alters waren die Ruheständler nämlich zu der Überzeugung gelangt, sich jährlich treffen zu müssen, und hatten ohne zu zögern eine „Herzliche Initiative Lebenslustiger, Aber Realistischer Magister Unserer Schule“,(HILAREMUS) (Pensionär Meise), ergriffen, um sich in den Jahren mit ungerader Endziffer selbst (ohne Teilnahme des Kollegiums) zu einem „Kollegenessen einzuladen und Reminiszenzen an einen Schulalltag aufzufrischen, der mittlerweile der Vergangenheit angehörte.

 

Der Qualitätsbericht 2008 hatte auch die Richtung der nächsten Arbeitsschritte des Kollegiums vorgegeben: Die Schule habe noch „Schritte einer selbstkritischen Beleuchtung vor sich“. Ihre „auf die Zukunft gerichteten Verabredungen“ seien zwar „systematisch angelegt und vielversprechend“, aber noch „zu wenig konkret“. Vom Schuljahr 2009/10 an arbeitete das Kollegium an der „Vernetzung der Unterrichtsinhalte und -methoden“. Ausgangspunkt war einerseits eine für die Klassenkollegen hilfreiche Konkretisierung der Angaben beim „Teppich von Bayeux“ (Übersichtsplan über die Unterrichtsvorhaben aller Fächer einer Klasse) bzgl. Inhalte, Konzepte, Methoden, um in Teamkonferenzen leichter Absprachen über fachübergreifende Projekte zu treffen.

Andererseits erhielten die Fachkonferenzen den Auftrag, Themen der einzelnen Jahrgangsstufen auf eine Vernetzung von Inhalten und Lehr- und Lernmethoden mit anderen Fächern zu überarbeiten und diese Möglichkeiten (für alle zugänglich) schriftlich festzuhalten. Die Arbeit an der Methodenvernetzung nahm die Schuljahre 2009/10 und 2010/11 in Anspruch. Die Fachkonferenzen legten verbindlich fest, welche Methoden in welchem Jahrgang eingeführt werden, damit sich alle Kolleginnen und Kollegen darauf verlassen konnten, dass die Schülerinnen und Schüler über diese Kompetenzen auch verfügten. Schließlich entstand ein Raster über Methoden, die die Schüler am Ende der Sekundarstufe I beherrschen sollten.

12.3 Neustrukturierung des Schulalltags