6.4.6 Die freien Unterrichtsveranstaltungen: Ein vielfältiges Angebot der Schule

Zur Ausgestaltung der Reform gehörte auch ein Angebot der Schulen an „Freien Arbeitsgemeinschaften“ sowie „Wander- und Spielnachmittagen“. Das Beethoven-Gymnasium richtete in der Regel in Philosophie (z. B. „philosophische Fachausdrücke“, Lektüre von „Abhandlungen“), Griechisch/(Latein)(z. B. griechische Lyriker, Inschriften, griechische Komödie, Beziehungen zur deutschen Literatur), Französisch (z. B. französische Literatur des 17. Jahrhunderts; Tocqueville), Physik (z. B. Schülerübungen: „Messungen in der Mechanik, Magnetik“; „Elektrizitätslehre“), Mathematik (z. B. „komplexe Zahlen und Gleichungen höheren Grades“; „Darstellende Geometrie“), Biologie (14tägig; z. B. „mikroskopische Übungen an Pflanzenmaterial“, „Zoologie. Tierische Gewebe, Ontogenie“), Deutsch (z. B. „Lektüre und Bearbeitung hervorragender dramatischer und lyrischer Werke des 19. und 20. Jahrhunderts“), Geschichte (z. B. „1848“, „neueste deutsche Geschichte seit 1890“) und Erdkunde (z. B. „Geopolitik“) eineinhalbstündige Arbeitsgemeinschaften ein, über deren Sitzung jedes Mal ein Protokoll geführt werden musste. Das Kollegium wünschte sich hierfür vom Staat einen besonderen Schulraum „mit der erforderlichen Einrichtung“, was aber angesichts der ständigen Geldknappheit illusorisch blieb. Am „wahlfreien Unterricht“ in Englisch und Hebräisch nahmen Schüler der OI bis UII (Stufe 13 bis Klasse 10) teil.

Der für einen Spielnachmittag vorgesehenen Aufgabenbefreiung stimmte das Kollegium ausdrücklich zu. Fahrschüler ließ der Schulleiter vom Spielturnen befreien und für die anderen im Winter den „An- und Abmarsch“ auf die Turnzeit anrechnen; eine Stunde Turnen auf den Turnplätzen Gronau und Kölnstraße reiche dann aus. Für die Wandernachmittage (1926/27 z. B. 8 „Klassenmärsche“, 1929/30 z. B. 9 Wanderungen) sollte der Staat nach Meinung der Lehrer im Haushalt einen Betrag bereitstellen, der „bedürftigen Schülern“ die Teilnahme an mehreren Wanderungen ermöglichte. Ebenso müsste den Lehrern die an den Spiel- und Wandertagen entstehenden „baren Auslagen“ erstattet und für die Ganztagswanderungen die „üblichen Tagegelder“ gezahlt werden, – auch dies ein unerfüllter Wunsch. Vielmehr erhöhte sich die Pflichtstundenzahl, wodurch sich Stellen einsparen oder finanziell niedriger stufen ließen.

 

Im Schuljahr 1923/24 öffnete die Stadt Bonn die Badeanstalten auch für die Schüler. So konnten in den Sommermonaten die einzelnen Klassen „an gewissen Tagen während der Turnstunden die Rheinbadeanstalt frei besuchen“ und von November an „zwei Klassen wöchentlich im Viktoriabad regelrechten Schwimmunterricht erhalten“. Im Sommer 1926 hatten 82 Schüler das Schwimmen erlernt. In Quarta und Quinta (Klassen 7/6), die „früher nur vereinzelt Schwimmer aufwiesen“, konnten von den 141 Schülern 85 schwimmen. „Um das Schwimmen noch mehr zu heben“, hielt die Schule monatlich „eine Art Schwimmprobe“ ab (15, 30 oder 60 Minuten Dauerschwimmen). Ostern 1928 konnten 72 % der Schüler von Quarta bis Oberprima (Klasse 7 bis Stufe 13) schwimmen, Ostern 1930   85 %. „Eine große Zahl“ nahm auch immer an einem Kursus für Rettungsschwimmer teil. 1930 erwarben z. B. 7 Schüler das Abzeichen der deutschen Lebensrettungsgesellschaft.

6.4.7 Schülervereine