6.4.7 Schülervereine

– Die vielen Schulaktivitäten des Gymnasial-Turnvereins und das neue Schülerheim in Gemünd

 

Der Gymnasial-Turnverein (GTV) erfreute sich großer Beliebtheit unter den Schülern (1926/27: 54 Mitglieder, 1927/28: 65), der Förderung durch den Schulleiter und der spendablen Zuwendung durch den 1919 gegründeten Altherrenverband (AHV). Schon bald suchte der GTV einen geeigneten Platz für ein eigenes Schülerheim, den er schließlich auf dem „Hohenfried“ hoch über Gemünd fand. Der AHV des GTV baute hier das Haus zum Gedenken an die 24 im Ersten Weltkrieg gefallenen Mitglieder. Eine große Werbeveranstaltung des GTV in der Beethovenhalle am 16. Januar 1927 und mehrere „Bausteinaktionen“ des Vereins erweiterten ebenso den Baufonds wie der eigens gegründete „Verein der Freunde und Förderer des Schülerheimes Hohenfried“. Im Mai 1927 bewilligte der Minister sogar 1000 RM für den Bau und 1000 RM für die Inneneinrichtung Die Innenausstattung bewältigten die „Alten Herren“ und Schüler in sonntäglicher Eigenarbeit, so dass der stattliche Giebelbau am 3. Juni 1928 seiner Bestimmung übergeben werden konnte.

Im Erdgeschoss gab es zwei Schlafräume mit je 24 Betten, einen Aufbewahrungs- und einen Waschraum. In der 1. Etage befanden sich die Küche, ein großer Aufenthaltsraum, ein Hausmeister-, ein Führerzimmer und ein großer Balkon, von dem der Blick bis weit in das Eifelland schweifen konnte. Das Obergeschoss enthielt neben zwei weiteren Räumen zwei Zimmer für den Hausverwalter und ein Gästezimmer für Lehrer und Eltern.

Genniges erkannte zwar den Nutzen eines solchen Schülerheimes an, äußerte aber seine Bedenken gegenüber den „sittlichen Gefahren, denen die Schüler beim Aufenthalt im Heim ausgesetzt“ seien, wenn die nötige Aufsicht fehle. Er ließ daher für die Betreuung der dort weilenden Schüler einen Ausschuss aus vier Lehrern bilden und schärfte ihnen ein, dass die von dem AHV aufgestellten Richtlinien zur Benutzung des Heimes „nicht nur auf dem Papier“ ständen, sondern „wirklich befolgt“ werden müssten. Die Schule sei nunmehr mit verantwortlich geworden für das „Leben und Treiben“ in dem Schülerheim. Hierüber konnte der erste Aufsicht führende Lehrer während der Sommerferien 1928 nur Gutes berichten, so dass nunmehr das Haus stark frequentiert wurde. In der Folgezeit verbrachten auch in den Oster-, Pfingst- und Herbstferien viele Schülergruppen des GTV und der ganzen Schule dort für 14 Tage ihre Ferien, meist auch in Gegenwart Alter Herren, die selbst mit ihren Familien gekommen waren.

Das Ziel der Richertschen Richtlinien von 1925, die Eigenständigkeit und Eigentätigkeit der Schüler und Jugendlichen anzuerkennen und zu fördern, hatten die Mitglieder des GTV schon lange verfolgt. Der Verein entwickelte sich zum „Träger und Gestalter des inneren Schullebens“ und erfreute sich dabei der Förderung und der Anteilnahme von Genniges. Die Turnhalle der Schule füllten abends die Aktiven und eine Altherrenriege; im Sommer ging es zu den Spielen oder zur Leichtathletik in die Gronau. Im Oktober oder November bot das alljährliche Schauturnen „unter kameradschaftlicher Mitwirkung des Schülerorchesters“ ein viel beachtetes Niveau. Wie vor dem Krieg pflegte man die Liebe zur Natur mit großen Wanderungen in den Alpen oder im Riesengebirge. Die zahlreichen aus eigener Initiative gestalteten Veranstaltungen des GTV waren mit Turndarbietungen, Theater und Musik verbunden.

 

– Die Wanderfahrten des Gymnasial-Rudervereins

 

Der seit 1924 wieder aufblühende Gymnasial-Ruderverein (GRV), dessen Mitgliederzahl zwischen 20 und 25 schwankte, konnte Ende der 20er Jahre über einen Bootspark von fünf Vierern, zwei Zweiern und zwei Paddelbooten verfügen. Nach der langen Winterzeit, während der abwechselnd jede Woche eine Schwimm- und eine Gymnastikstunde stattfand, begann das „Anrudern“ im Mai, an das sich in den Pfingstferien Wanderfahrten nach Bingen, Aßmannshausen oder an die Lahn anschlossen. Während der Herbstferien gingen die Wanderfahrten z. B. zum Main nach Bamberg, zur Mosel nach Trier, oder zur Lahn nach Obernhof. Auf den Regatten in Köln, Godesberg, Neuwied, Essen, Mainz und Bonn konnte der GRV seinen „alten Ruf“ „festigen“. Trotz des offiziellen „Abruderns“ Ende Oktober unternahmen die Mitglieder noch Tagesfahrten bis spät in den November hinein. Das 33. Vereinsjahr (1926/27) konnte der GRV mit Stolz das „erfolgreichste seit Bestehen des Vereins“ nennen. Nicht ohne Sympathie schmückte Genniges seinen „Bericht über das Schuljahr 1929“: „Alle Mitglieder schauen mit freudiger Genugtuung auf das schöne Ruderjahr zurück, in dem sie Gelegenheit hatten, im Kreise treuer Kameraden Körper und Geist zu stählen und auf gemeinsamen Fahrten den herrlichen deutschen Rhein und die Natur lieben zu lernen“.

 

– Neu-Deutschland: Gruppenleben und Wandern

 

Die Ortsgruppe Bonn des Beethoven-Gymnasiums des Verbandes katholischer Schüler höherer Lehranstalten „Neu-Deutschland“ zählte zwischen 1924 und 1930 ca. 50 bis 55 Mitglieder. Davon entfielen in der Regel 15 bis 20 auf die Obergruppe (UII bis OI; Klasse 10 bis Stufe 13), 30 bis 35 auf die Mittel- (UIII bis OIII; Klasse 8 bis 9) und die Untergruppe (VI bis IV; Klasse 5 bis 7). Die wöchentlichen Zusammenkünfte der Gruppen leiteten Führer, die der geistliche Beirat (Oberstudienrat Bremer) bestimmte. Die einzelnen Gruppen veranstalteten öfters kleine Feiern, „die entweder der Freude, dem Liede oder dem Religiösen, in Anlehnung an das Kirchenjahr, gewidmet waren“. In den „Fähnlein der unteren Gruppen wurde hauptsächlich gespielt, gesungen und erzählt. Die Fähnlein der Mittelgruppe beschäftigten sich schon mit ernsteren Dingen … In der oberen Gruppe wurde hauptsächlich Wert auf geistige Arbeit gelegt“ (Vertiefung in das Bundesideal, Literatur und Kunstgeschichte). „Zur besonderen Pflege der Musik und des Volksliedes“ traf sich ein Teil der Jungen in der Sing- und Musikschar. „Neben dieser Arbeit im Gruppenleben“ pflegten die Jungen besonders in den Pfingst- und Herbstferien das Wandern in der Eifel, während sie in den
Sommerferien „wie gewöhnlich ein Ferienlager“ hielten.

 

– Verein für das Deutschtum im Ausland: Pflege der „kulturellen Volksgemeinschaft“

 

Der „Allgemeine Schulverein zur Erhaltung des Deutschtums im Ausland“ (VDA) war 1881 mit dem Ziel gegründet worden, die Bindungen der Auslandsdeutschen an Deutschland besonders durch den Schulunterricht zu pflegen. Nach einer Werbeveranstaltung am 29. September 1926 bildete sich am Beethoven-Gymnasium eine eigene Schulgruppe, die nach einigen Monaten schon 235 (1929: 247) Mitglieder zählte. Für ihren Monatsbeitrag von 0,15 RM erhielten die Schüler den „Jung-Roland“, die Monatszeitschrift des VDA (Schulgruppen); darüber hinaus bezog die Gruppe 30 – 40 Exemplare „Rolandblätter“, bis zu 30 Stück „Jung-Roland-Rätsel“ und ein Exemplar „Deutsche Welt“. Ziel des Vereins war die „Errichtung eines geistigen Bundes aller Deutschen durch Schaffung der über alle Grenzen hinweggehenden kulturellen Volksgemeinschaft“. Dies sollte erreicht werden „nach außen durch Unterstützung deutscher Schulen und Kultureinrichtungen, nach innen durch Erziehung zum Gedanken der Volksgemeinschaft und die Verbreitung von Wissen über das Deutschtum im Ausland“.

Montags in der 10-Uhr Pause trafen sich die Obleute aller Klassen mit dem Leiter, StR. Scheithauer (Griechisch, Latein), „zwecks Besprechung der Vereinsfragen“. Auf besonderen Wunsch der Unterklassen“ veranstalteten Schüler der Oberstufe Leseabende. Ein jährlicher Werbeabend (u. a. Musikvorträge, Gedichte, Märchenspiel, Theateraufführung, Lichtbildervortrag „Das Land an der Saar“ oder „Ringendes Deutschland“) sollte die Gruppe noch „vergrößern und nach innen … festigen“. Ende der 20er Jahre wurde zunehmend deutsch-nationales Gedankengut vertreten. Am 17. Oktober 1929 sprach der Schriftsteller Hlawna vom VDA „in der Aula vor der gesamten Schülerschaft über die Not unserer deutschen Brüder in Südtirol“. Die anschließend von den Schülern durchgeführte Sammlung ergab 1326,69 RM. Laut einer Verfügung der vorgesetzten Behörde vom 11. Oktober 1929 sollte „der koloniale Gedanke … auch weiterhin in der heranwachsenden Jugend gepflegt und das Verständnis für die Wichtigkeit überseeischen Besitzes geweckt und vertieft werden“.

 

– Gymnasial-Stenographenverein „Rhenania“: Einführung der deutschen Einheitskurzschrift

 

Im „Jahresbericht über das Schuljahr 1901“ wird erstmalig ein „Schülerverein von 50 Mitgliedern zur Einübung der Kurzschrift [System Stolze-Schrey]“ unter Leitung eines Oberstufenschülers erwähnt. In den Folgejahren traten in der Regel 30 bis 40 Schüler dem „Stenographischen Verein“ bei, in dessen Sitzungen „die Mitglieder durch fleißiges Lesen und Schreiben in der Stenographie vervollkommnet“ wurden und Vorträge hielten; hierzu erschienen „auch öfter Herren aus dem Lehrerkollegium“.

Die Mitgliederzahl des schließlich „Rhenania“ benannten Stenographenvereins, der bisher das Kurzschriftsystem Stolze-Schrey praktiziert hatte, reduzierte sich 1924 nach der Einführung der deutschen Einheitskurzschrift (20. September 1924) auf acht Schüler, – bedingt auch „durch das Aufblühen der sportlichen Vereine“. In den folgenden Jahren (1926, 1927) stieg ihre Zahl wieder an (14 bzw. 15) an, so dass 1929 sich in „vier verschiedenen Gruppen“ die 28 Mitglieder „wöchentlich in besonderen Sitzungen, in denen gelesen und geschrieben wurde,“ üben konnten. An Zeitschriften hielt der Verein „Die Warte“, die „Fortbildung“, für die „Redeschriftler“ „Der Kurzschriftlehrer“ sowie die Sammlung „Aus Leben und Dichtung“. „Das Preisausschreiben, das bei Gelegenheit des 40. Stiftungsfestes veranstaltet wurde, ließ deutlich die Erfolge angestrengter Gruppenarbeit erkennen“.  

6.4.8 Weniger Hausarbeiten, bessere „Arbeitstechnik