7.6 Die Grammatik als „Magd“ („ancilla“) der Lektüre

Die Altsprachler waren sich ebenfalls darüber einig, dass ein „fruchtbringender Lektürebetrieb ohne gründlichen grammatischen Unterbau nicht möglich“ sei. Sie wehrten sich gegen die Tendenz, das „Hinübersetzen, weil stark gedächtnismäßig“, habe dem „Herübersetzen aus der fremden in die deutsche Sprache“, das logisches Denken erfordere, „in weitem Maße Platz zu machen“. Dagegen wollten sie von Sexta bis Obertertia (Klasse 5 bis 9) die aus dem Lateinischen gewonnenen Regeln auch durch Hinübersetzen üben, allerdings in einfachen kurzen Sätzen nur mit der betreffenden grammatischen Erscheinung. Der „eiserne grammatische Bestand“ müsse in den unteren Klassen erarbeitet und zusammengestellt werden, wobei der „rein gedächtnismäßige Stoff durchaus nicht vernachlässigt werden“ dürfe. Erst ab Untersekunda (Klasse 10) könne dann die Grammatik an Beispielen aus der Lektüre geübt und gefestigt werden, so dass allmählich die Hinübersetzung entbehrlich sei.

Die Fachschaft war skeptisch gegenüber der modernen Auffassung, die Grammatik in der „Rolle einer Dienerin“ als „Wegbereiterin für das höhere Ziel des Lektüreunterrichts“ zu sehen, den Schriftsteller zu verstehen und das „Wertvolle“ für die augenblickliche Zeit „aus ihm herauszuholen“. Auch die Auffassung des Schulleiters, die Grammatik als „ancilla“ (Dresen), als „Magd“ der Lektüre zu sehen, die das Maß der Grammatikkenntnisse bestimme, wollte man auf keinen Fall schon für die Mittelstufe gelten lassen. Auf der Oberstufe richte sich die Zahl der Grammatikstunden nach dem Stand der jeweiligen Klasse. Man wollte aber das sehr empfohlene Verfahren übernehmen, am Schluss der Klassenarbeiten auf der Oberstufe von den Schülern grammatische und fachliche Erklärungen zu verlangen und für die ganze Arbeit, die „natürlich inhaltlich etwas Abgerundetes bieten“ müsse, „eine Art Überschrift“ zu fordern.

7.7 Die neue Form des Deutschaufsatzes: „Anregende“ Themen, die aus dem „Mitteilungsbedürfnis der Schüler erwachsen