9.4 Beethoven-Gymnasium – endlich „allein im Haus“

9.4.1 Allein, aber räumlich eng

Doch schon Ende des Schuljahres 1956/57 drohte neues Ungemach, da vier Tage vor Schluss dem Schulleiter im Kultusministerium mitgeteilt wurde, dass das Beethoven-Gymnasium nach Ostern 1957 450 Schüler des Nicolaus-Cusanus-Gymnasium II aufnehmen und „deshalb einen Schichtunterricht einrichten müsse“. Der geharnischte Protest der entrüsteten Eltern, die sich nicht auf einen erneuten Nachmittagsunterricht einlassen wollten, führte schließlich im Sommer 1957 dazu, dass der Kultusminister, der zwischenzeitlich auf die Bundesbeamten unter den Elternvertretern dienstlich Einfluss zu nehmen versuchte, von einer „Zwangseinquartierung“ absah und im Einvernehmen mit der Stadt eine andere Lösung suchte.

Die neuen Schulgründungen und schwächere Geburtsjahrgänge führten im Schuljahr 1956/57 zu einem Rückgang auf 26 Klassen. So konnte zur großen Erleichterung aller Betroffenen nicht nur jeder Klasse ein fester Raum zugeteilt, sondern auch ein regulärer Vormittagsunterricht eingeführt werden, während der Nachmittag für zusätzliche Veranstaltungen im Bereich Sport, Musik und Schülermitverwaltung frei war. Für die aus Schülern des alt- und neusprachlichen Zweiges kombinierten Klassen wurde auf die Dauer ein festes System von Ausweichräumen eingerichtet, um den jeweiligen getrennten Sprachunterricht durchzuführen. Zwei Kellerräume dienten als Klassenzimmer, ein Kellerraum als Ausweichraum für kombinierte Klassen und für den Religionsunterricht. In den drei Elternsprechzimmern waren die Schülerbibliothek, die altsprachliche Sammlung und eine kombinierte Ausweichklasse untergebracht.

Im Schuljahr 1957/58 besuchten das Beethoven-Gymnasium 858 Schüler (je zur Hälfte katholisch bzw. evangelisch), in der Mittel- und Oberstufe jeweils ca. 30 Jungen mehr mit Griechisch als mit Französisch; unter den 26 Klassen gab es ab Untertertia (Klasse 8) 5 kombinierte. Im Schuljahr 1958/59 lag – bei 841 Schülern und 25 Klassen – die durchschnittliche Klassenstärke in der Unterstufe bei 38,6 (ein Jahr später 39,5), in der Mittelstufe bei 34,4 und in der Oberstufe bei 29,5 Schülern. In diesem und im nächsten Schuljahr gab es nur noch zwei Eingangsklassen. Die Neusprachler in der Mittelstufe überwogen erstmalig die Altsprachler (1958/59 ca. 20, 1959/60 über 40 mehr als Altsprachler, in der Oberstufe dagegen war noch das umgekehrte Verhältnis). Die für die einzelnen Fächer vorgeschriebene Stundenzahl konnte zu dieser Zeit nicht voll erteilt werden; vor allem in den alten Sprachen und im Sport machte sich der Mangel an Fachkräften bemerkbar. Ohne die Mitarbeit pensionierter Kollegen und der Referendare wäre man den Anforderungen der Lehrpläne nicht gerecht geworden. Von März bis September 1959 übernahm Grenzmann einen Lehrauftrag an der katholischen Sophia-Universität in Tokio und fungierte gleichzeitig als Oberschulrat für die dortige Deutsche Schule.

9.4.2 „Erziehung zur Gemeinschaft durch die Gemeinschaft“: Wander- und Klassenfahrten