11.9 Beginn des Computer- und Internetzeitalters

1984 war auch für das Beethoven-Gymnasium die Zeit vorbei, in der man noch glaubte, ohne Computer im Schulleben auszukommen. Dank einer großzügigen Firmenspende, der „Gesellschaft der Freunde und Förderer“ und eines Zuschusses der Stadt Bonn verfügte die Schule nunmehr über sechs Computer, so dass sich eine Arbeitsgemeinschaft schnell mit ca. 60 Schülerinnen und Schülern aus den Klassen 9 bis 13 füllte und bei einem kompetenten Kollegen das notwendige Rüstzeug für die Bedienung und die weitere selbstständige Arbeit erhielt. Im Schuljahr 1984/85 konnte die Schule dann – außerhalb der obligatorischen Stundenzahl – zwei Grundkurse Informatik für die Oberstufe und eine Arbeitsgemeinschaft für die Mittelstufe einrichten. Weitere Spendenaktionen brachten 1986 und 1987 zusätzliche Computer ins Haus, so dass die Zahl der Nutzer innerhalb der Schülerschaft sich ständig erhöhte, zumal auch von zu Hause immer mehr Kenntnisse und Fertigkeiten mitgebracht wurden. 1994 erhielten sogar zwei Mittelstufenschüler mit ihrem selbstständig entwickelten Computerprogramm für lateinische und englische Vokabeln beim Wettbewerb „Jugend forscht“ auf Landesebene den zweiten Preis.

 

Da in der Mittelstufe wegen Lehrermangels Musik und Chemie teilweise gekürzt wurden oder ganz ausfielen, bot der Schulleiter seit 1996 in den Klassen 7 und 8 im halbjährigen Wechsel Informatik an. Der Unterricht sollte eine „informationstechnische Grundbildung“ vermitteln: Einführung in das „Ordnungsschema“ des Computers (Verzeichnisse, Dateien, der „Pfad“ zum Ziel) sowie Grundunterweisung im Umgang mit einer Textverarbeitung (Word) und Tabellenkalkulation (Excel): z. B. Verzeichnisse anlegen; Dateien speichern; Texte erstellen; Layout; Einbinden von Grafiken in einen Text; Serienbriefe; Rechnen in Tabellen; Umsetzen von Tabelleninformationen in geeignete Grafiken, usw.. Da in diesem Zusammenhang kein Erlernen des „Zehn-Finger-Schreibens möglich war, vermittelte die Schule Kurse eines kommerziellen Anbieters (gegen Entgelt) an.

 

Schon seit Beginn der 90er Jahre wünschten sich die Schülerinnen und Schüler zunehmend, die Schule mit mehr und vor allem moderneren Geräten auszustatten und schließlich auch den Anschluss an das Internetzeitalter zu halten. Während des Schuljahres 1995/96 führte der Schulleiter viele Gespräche mit Elternvertretern und Computerexperten aus dem Kollegium über das Für und Wider eines Internetzugangs für die Schule und über die Möglichkeit, noch einen zusätzlichen Fachraum im Gebäude zu finden. Dabei bot sich die Initiative „Schulen ans Netz“ des Landes NRW sowie des Bundes und der Telekom als Voraussetzung für die Nutzung des Internets am Beethoven-Gymnasium an. Im August 1996 wandten sich der Schulleiter, die Vorsitzenden der Schulpflegschaft und der Vorsitzende der GFF mit einem Spendenaufruf an die Elternschaft, um mindestens 10 multimediafähige, miteinander vernetzte PC-Arbeitsplätze einzurichten. Sie sollten nicht nur der Mathematik und Informatik dienen, sondern auch – und vor allem – von den Sprachen und Gesellschaftswissenschaften und für Projektarbeiten genutzt werden.

Am 20. November 1996 lud der Schulleiter Eltern und Sponsoren zu einem Informationsabend ein, an dem in der voll besetzten Aula über den Sinn der Computer- und Internetnutzung auf dem Gymnasium sehr kontrovers diskutiert wurde. Ein Teil der Eltern und Experten war der Meinung, die Jugendlichen würden ohnehin außerhalb der Schule oder später genügend Fertigkeiten für die Beherrschung der neuen Techniken erwerben, so dass das viele Geld besser für Musik, Kunst oder Sprachen ausgegeben werden sollte. Der Schulleiter hatte nicht immer einen leichten Stand, die vielfältigen Bedenken auszuräumen, doch eine Mehrheit zeigte sich schließlich mit dem Vorhaben einverstanden. Der erste Spendenaufruf brachte die Mittel für fünf Rechner ein, nach dem zweiten konnte die Schule mit weiteren fünf Geräten rechnen, so dass die mittlerweile Anfang 1997 anlaufende Planung von neun Schüler- und einem Lehrercomputer ausgehen konnten.

 

Ein nächstes Problem galt es nunmehr zu lösen: einen geeigneten Raum in einer Schule zu finden, die ihre letzten Raumreserven längst ausgeschöpft hatte. Nach schwierigen Gesprächen konnte der Schulleiter die Neusprachler dafür gewinnen, das in die Jahre gekommene, allerdings noch funktionierende Sprachlabor zur Disposition zu stellen. Seine Benutzung war mit häufigen Störungen bzw. Unterbrechungen verbunden: Die Geräte zeigten sich anfällig, Bänder rissen, eine sachgerechte Bedienung durch die Schülerinnen und Schüler ließ manchmal zu wünschen übrig. Anlage, Raum und Fußboden bedurften einer dringenden Erneuerung, deren Kosten auch wegen der geänderten Fremdsprachenmethodik als zu hoch und wenig sinnvoll erschienen. Mit der akzeptierten Bedingung, die Funktion eines Sprachlabors durch die Computeranlage mit den entsprechenden Lernprogrammen übernehmen zu lassen, konnten die alte Anlage abgebaut und der Raum im Januar 1997 einen neuen Fußboden mit integrierten Kabelkanälen erhalten. Schon im März waren die notwendigen elektrischen Anschlüsse verlegt, die neuen Rechner bestellt   und einen Monat später installiert und betriebsbereit gemacht worden.

Im Rahmen des von der SV durchgeführten Sommerfestes am 23. Mai 1997 hatte die Eröffnung des „Multimedia-Raumes einen wahren Besucherstrom entfesselt. „Allen Widrigkeiten zum Trotz eingeweiht“ fasste die Presse (Bonner Rundschau) den Einstieg des Beethoven-Gymnasiums in das Internetzeitalter zusammen. Bei der Einweihung betonte der Schulleiter die Priorität, dieser Raum beherberge nicht eine reine Informatik- und Internetanlage, sondern biete allen Fächern die Möglichkeit einer unterrichtlichen Verwendung; mit den angeschafften sprachgesteuerten Lernprogrammen für Dialoge und Ausspracheschulung bleibe die Funktion des Sprachlabors erhalten („Englisch mit dem Computer sprechen“- General Anzeiger Bonn 26. 5. 1997).

In freien Stunden war der Raum auch vormittags für die Oberstufe (außer Internet) zugänglich; nachmittags arbeiteten dort Arbeitsgemeinschaften sowie Mittel- und Oberstufenschülerinnen und -schüler unter Aufsicht (auch im Internet). Innerhalb der nächsten zwei Jahre wurden Programme installiert für Mathematik, Biologie, Chemie, Erdkunde, Geschichte und Musik; Enzyklopädien in deutscher, englischer und französischer Sprache standen für alle Nutzer zur Verfügung. Selbstverständlich waren auch die normalen Büroanwendungen wie Textverarbeitung und Tabellenkalkulation möglich. Die Hemmschwelle zum Besuch des Multimediaraums mit einer Klasse nahm selbst bei dem älteren Teil des Kollegiums zunehmend ab, denn im „Notfall“ konnten immer einige Schülerinnen und Schüler aushelfen. Im Jahre 2000 richtete die Stadt einen neuen, zweiten Computer- und Medienraum für zwölf weitere Schülerarbeitsplätze ein. Beide Räume waren im neuen Jahrtausend sehr oft „ausgebucht“.

 

Um Informationen über eine Ausweitung des Informatikunterrichts zu erhalten, gab der Schulleiter zu Beginn des Jahrtausends einem Mathematiklehrer die Möglichkeit, in zwei Klassen 5 den Umgang mit dem Computer durch einen Einstieg in die Textverarbeitung zu testen. Da allerdings die Klassen in jeweils zwei Gruppen eingeteilt werden mussten, ergab sich nur ein vierteljähriger einstündiger Unterricht, zu wenig, um daraus allgemeingültige Schlussfolgerungen zu ziehen. Aber schon die bisherigen Erfahrungen zeigten, dass selbst ein längerer Unterricht keine wesentlichen Vorteile geboten hätte. Fast alle Kinder nutzten bereits zu Hause oder bei Freunden Computer – in der Regel für Computerspiele; über die Hälfte hatten schon Erfahrungen mit dem Internet (keine besonderen Defizite bei Mädchen). Doch, wie die Auswertung weiter zeigte, empfanden in diesem Alter die Schülerinnen und Schüler den Computer eher als „Spielzeug“, kaum als Mittel der Informationsbeschaffung oder der Lösung eigener, nicht von der Schule bewusst gemachter Probleme. Der Lernfortschritt war bei der zur Verfügung stehenden Zeit und der Größe der Gruppen zu gering, zumal Kinder dieses Alters sehr viel individuelle Zuwendung und Hilfe benötigten. Die schon vorhandenen Kompetenzen, das zeigte die Erfahrung, reichten aus, um in einzelnen Fächern den Gebrauch des Computers in den Unterricht der Erprobungsstufe einzubinden.

Alle Mathematiklehrer der Klassen 5 waren der Ansicht, dass mit einem Informatikunterricht in Klasse 7/8 eine gezieltere Unterweisung möglich sei, da die Schülerinnen und Schüler in diesem Alter wesentlich selbstständiger handeln und daher auch stärker vom Unterricht profitieren könnten, zumal auch dann erst wegen der formalen Anforderungen Tabellenkalkulationen möglich seien. Die Schule verließ sich daher auf die zunehmenden Vorkenntnisse, die die Eingangsklassen mitbrachten.

11.10 Berufswahlvorbereitung auch auf dem Gymnasium